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30 November 2021

COMPRESSION IN MASTERING

Kompressoren und vor allem Limiter werden immer in einem Zug mit Mastering genannt, wenn es darum geht, einen Track fertig zu stellen und fürs Release vorzubereiten. Warum brauchst du diese Tools und wie werden sie angewendet, um ein klares, ausgewogenes und druckvolles Master zu erreichen?

 

Warum komprimieren & limitieren wir?

 

Weil wir unseren Mix einfangen und kontrollieren wollen. Weil wir die Spitzen (peaks), die während des Mixing Prozess noch raus stechen, glätten wollen, ohne Distortion zu erzeugen. Weil unser Track am Ende, dem Genre und der Konkurrenz entsprechend, laut und druckvoll sein soll.

 

Welche Mittel gibt es und wo liegen die Unterschiede?

 

Um die Dynamik einzuschränken und unseren Mix bzw. das Master zu kontrollieren gibt es zwei Werkzeuge: den Kompressor und den Limiter. Grundlegend ist ein Limiter auch ein Kompressor, nur mit einer sehr hohen Ratio (ab 10:1 spricht man schon von einem Limiter).

 

Kompressoren lassen sich in fünf Typen unterscheiden. VCA (Voltage Controlled Amplifier), FET (Field Effect Transistor), Opto (basiert auf einer Lichtquelle und Fotodiode), Tube oder Vari-Mu (Kompression über Vakuum Röhren) und PWM (Pulsweitenmodulation) Kompressoren. Um nicht zu technisch zu werden, überspringe ich den detaillierten Aufbau der Kompressoren und beschränke mich auf deren Charakteristika und wie sie genutzt werden. Wenn du direkt zu den Tipps kommen willst, überspringe diesen Punkt und gehe zu “Wie wird beim Master komprimiert / limitiert?”.

 

VCA Kompressoren sind sehr vielseitig einsetzbar, hoch flexibel in Attack und Release Zeiten, in der Regel neutral im Klang und finden sich oft auf Bussen, Gruppen oder dem Master Channel wieder. Als typische Vertreter lassen sich der SSL 4000 G Bus Kompressor oder der API 2500 Kompressor nennen.

 

FET Kompressoren arbeiten sehr schnell und eignen sich hervorragend um Peaks abzufangen. Allerdings sind sie nicht klangneutral und geben dem Signal eine leichte Verzerrung. Sie kommen meist zum Einsatz auf einzelnen Instrumenten wie Drums, Gitarren oder Vocals, um eine zusätzliche Klangfarbe einzubringen. Eines der historisch wichtigsten und am meisten kopierten Modelle ist der Universal Audio 1176 Limiting Amplifier.

 

Opto Kompressoren sind aufgrund ihrer Funktionsweise langsam und weich, haben einen transparenten Klang und eignen sich vor allem für nicht perkussive Elemente wie Streicher, Gesang oder auf dem Bass. Einer der bekanntesten Opto Kompressoren ist der Teletronix LA-2A Leveling Amplifier.

 

Tube (Vari-Mu) Kompressoren bringen unter allen Kompressor Typen den meisten Eigenklang mit sich. Je mehr Spannung in die Röhren geschickt wird, umso höher ist der Widerstand, damit die Kompression und auch die erzeugte Verzerrung. Die Attack Zeit könnte man als langsam und weich bezeichnen. Daher eignen sich Tube Kompressoren ähnlich VCA Kompressoren gut auf Gruppen oder dem Master Channel. Zwei der bekanntesten Modelle sind der Manley Variable MU Limiter Kompressor und der Fairchild 670.

 

PWM Kompressoren “scannen” das Audiosignal, schalten es extrem schnell ein und wieder aus und verändern dadurch die Amplitude und den Pegel. Die Breite dieser Pulse lässt sich verändern und damit auch der Grad der Kompression. Wie du schon vermutet hast arbeiten PWM Kompressoren extrem schnell, flexibel und sind klanglich sehr transparent. Perfekt für perkussive Signale wie Gitarren, Snare oder Kick und nicht zu verachten für einen Teil der Limiting Arbeit auf dem Master Channel. Zwei der bekanntesten Tools aus der analogen Welt sind der PYE 4060 Compressor / Limiter und der Crane Song STC-8.

 

Speaking of ... Hier kommen wir noch kurz zu den Unterschieden bei den Limitern und dann gehts zu den Tipps.

 

Ein Peak Limiter schneidet dem Audio Signal die Spitzen ab, wenn es über einen bestimmten Pegel (Threshold) hinausgeht. Interessant hierbei sind die unterschiedlichen Klangcharakteristika von Limitern, für deren feine Nuancen man sich durchaus Zeit nehmen sollte. Generell gilt, je mehr Spitzen abgeschnitten werden, umso mehr Artefakte und Distortion wird erzeugt. In der digitalen Domäne stolpert man am häufigsten über iZotope Ozone oder den FabFilter Pro-L 2.

 

Einige Limiter lassen sich auch als RMS Limiter verwenden. Hierbei werden für das Limiting nicht die Spitzen des Audio Signals herangezogen, sondern der Durchschnittswert (RMS). Für mich entspricht das der Logik nach eher einem Kompressor, soll aber der Vollständigkeit mit hier aufgeführt werden. Finden lässt sich die Funktion beispielsweise im iZotope Ozone.

 

Soft Clipper sind ein sehr gutes Tool, um Peaks abzurunden, statt sie glatt und eckig ab zu schneiden. Du kannst dir einen Soft Clipper am besten wie einen Peak Limiter mit einem sehr weichen Knee vorstellen. Das Ergebnis in Kombination mit einem darauf folgenden Limiter sind weniger Verzerrung und ein rundes Klangbild. Aber auch hier ist vorsicht geboten. Ein Soft Clipper bringt dem Namen nach ebenso Verzerrung mit sich, wenn man zu stark damit arbeitet.

 

Wie wird beim Mastern komprimiert / limitiert?

 

Rollen wir den Dynamik Eingriff von hinten auf und beginnen mit dem Limiter. Das Ziel wird es sein, eine bestimmte Lautheit (LUFS) und eine bestimmte klangliche Dichte zu erreichen. Wenn du das beides mit nur einem Limiter erreichst, ohne dass du klanglich Einbußen oder Distortion hast und die Dynamik deines Titel erhalten geblieben ist, bist du jetzt schon fertig. Oft wird jedoch mindestens einer dieser Punkte leiden, was weiter Handgriffe notwendig macht.

 

Das Bass Problem

 

Eines der am häufigsten auftretenden Probleme ist der Tiefbass Bereich (unter 100Hz), da hier die meiste Energie vorhanden ist und dies den Limiter am ehesten triggert. Zu viel Limiting im Bass führt zu deutlich hörbaren Verzerrungen. Um das zu entspannen gibt es mehrere Wege.

 

Einer ist, die Release Zeit des Limiters zu verlängern. Dabei ist es aber immer ratsam, musikalisch zu denken. Soll dein Track rhythmisch transient bleiben, brauchst du eine eher kurze Release Zeit, die dem Groove entspricht (z.B. 125ms bei 120bpm entspricht einer 16tel Note). Für ein weicheres Limiting mit weniger Artefakten ist ein Vielfaches dieses Wertes sinnvoller.

 

Ein anderer Weg um deinem Limiter Arbeit abzunehmen ist die Verwendung eines Soft Clippers vor dem Limiter. Auch ein Soft Clipper arbeitet nicht ohne Distortion, rundet die Peaks aber ab und nimmt die Spitzen etwas zurück bevor diese im Limiter landen. Damit hat der Limiter weniger zu tun, erzeugt also auch weniger Verzerrung.

 

Ein weiterer Weg um denselben Effekt zu erzielen, ist die Verwendung von dynamischen EQs. Wenn du weißt, bei welcher Frequenz deine Kick am meisten schiebt, oder dein Bass heraus stechende Noten hat, kannst du hier gezielt einen dynamischen EQ mit kurzer Attack und kurzer Release Zeit einsetzen, um zusätzlich zum Soft Clipper noch ein bisschen mehr Headroom für den Limiter zu schaffen.

 

Die klangliche Dichte

 

Limiting allein bringt jedoch meist nicht die gewünschte Dichte. Dafür braucht es eine Kompressor. Dieser kommt aus meiner Sicht vor dem Limiter und Soft Clipper, jedoch nach dem dynamischen EQ. Kompression würde ich hierfür mit zwei verschiedenen Aufgaben betrachten.

 

Auf der einen Seite, kann der Kompressor helfen, einzelne Spitzen abzufangen, wie z.B. eine zu laute Snare. Dafür brauchst du eine mittlere Ratio von z.B. 2:1 eine mittlere Attack Zeit ~ 50ms und eine Release Zeit bei ~ 100ms. Der Sidechain Filter bleibt hier aus. Jetzt noch den Threshold so setzen, dass max. 2 bis 3 dB Pegel in den lautesten Stellen des Tracks reduziert werden. Wichtig - die Transienten bleiben hierbei trotzdem erhalten. Es wird nur etwas Energie aus dem Mix genommen, ohne die Dynamik zu zerstören, was letztlich wieder eine Portion mehr Headroom schafft. Sinnvoll für diese Art der Kompression sind VCA, FET oder PWM Kompressoren.

 

Die andere Aufgabe für einen Kompressor wäre den ganzen Titel zu umfassen und zusammen zu drücken. Ich stelle mir das gern wie eine große Umarmung vor. Nimm dafür einen Kompressor mit einer sehr weichen Ratio (1.2:1) einer mittleren Attack Zeit (50-100ms) und einer sehr langen Release Zeit (400-800ms). Setze deinen LowCut im Sidechain Filter auf 80-100Hz um die Peaks im Bass auszublenden und nehme dann den Threshold so weit runter bis du 2-3dB Gain Reduction erreichst. Du wirst sehen, dass der Kompressor so relativ konstant Pegel reduziert, ohne große Sprünge zu machen und den ganzen Mix etwas mehr “zusammen klebt”. Hierfür kannst du gut mit Opto, Vari-Mu oder VCA Kompressoren arbeiten. Sei aber bedacht auf ihren Eigenklang.

 

Mastering ist viel Klein-Klein

 

Für die Bearbeitung der Dynamik gibt es im Mastering nicht DAS eine Tool. Einen transparenten Sound erreichst du am besten mit einer Verkettung aus mehreren Tools, die alle eine kleine Aufgabe übernehmen. Fang dabei von hinten an und ergänze dann die Tools, die sich aus den auftretenden “Problemen” ergeben.

 

Wenn du mir bei einem Projekt über die Schulter schauen und mehr zum Thema Kompression beim Mastering lernen willst, spring rüber auf meinen YouTube Kanal. Ein Video zu dem Thema steht für dich bereit.

 

- Johannes

 

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