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DOLBY ATMOS AUF STREAMING SERVICES

Vor etwa drei Jahren habe ich für dich einen Blogartikel über „Mastering für Spotify“ verfasst, in dem ich die damaligen Anforderungen für das Mastering von Musik für Streaming-Anbieter beleuchtet habe. Ob sich inzwischen technische als auch qualitative Anforderungen geändert haben, zeige ich dir im heutigen Blog.
Insbesondere mit der wachsenden Bedeutung von immersiven Audioformaten wie Dolby Atmos gab es in der jüngeren Vergangenheit eine große Änderung in der Streaming Welt. Wir schauen uns im Folgenden an, worauf du achten musst, wenn du Musik in Dolby Atmos auf Streaming-Services anbieten möchtest und welche Plattformen hierfür infrage kommen.
Was bisher galt und gilt
Lautheitsnormalisierung und Zielpegel
Spotify und andere Streaming Anbieter verwenden weiterhin Lautheitsnormalisierung, um die Wiedergabelautstärke über verschiedene Tracks hinweg anzugleichen. Die Normalisierung basiert auf der Bewertung der Musik nach der ITU-R BS.1770.4 Richtlinie in Loudness Unit Full Scale (LUFS, auch als LKFS bezeichnet). Die Normalisierungswerte der einzelnen Plattformen gestalten sich wie folgt:
-9 iLUFS Soundcloud
-11 iLUFS Spotify Loud
-14 iLUFS Spotify Normal, Tidal, YouTube, Amazon Music
-15 iLUFS Deezer
-16 iLUFS Apple Music, AES Streaming Empfehlung
-19 iLUFS Spotify Quiet
Auch hier gilt nach wie vor, dass dies Richtwerte sind - keine Maximen! Die Lautheit, die dein Titel benötigt, muss nicht zwingend einem dieser Werte entsprechen. Einen Deep Dive zu diesem Thema habe ich für dich in meinem Blogartikel “Loudness - verstehen und richtig einsetzen” aufgezeigt.
Für Dolby Atmos Inhalte gilt eine spezifische Regelung: Die Titel dürfen mit maximal -18 iLUFS (auch als LKFS angegeben) bei -1dB True Peak eingereicht werden. Überschreitest du diese Werte, werden die Titel direkt in der Qualitätsprüfung abgelehnt. Ganz wichtig ist hier auch der Inhalt. Ein Surround Upmix eines Stereo Ausgangs Mix ist KEIN vollwertiger Dolby Atmos Mix und wird ebenfalls direkt abgelehnt. Auch in puncto AI Stem Separation haben die DSPs hier ihre Daumenschrauben angezogen und weisen alle Mixe zurück, die solchen Content enthalten.
Dynamik und Klangqualität
Während es technisch möglich ist, einen Mix mit höherer Lautheit zu mastern, solltest du berücksichtigen, dass dies zu einer stärkeren Dämpfung durch die Normalisierungs-Algorithmen führt. Eine zu stark komprimierte Dynamik kann dadurch weniger eindrucksvoll klingen als ein dynamischer Mix mit einer angemessenen Lautheit.
Daher ist es nach wie vor sinnvoll, deinen Mix nicht ausschließlich auf maximale Lautheit zu trimmen, sondern eine gesunde Balance zwischen Lautheit und Dynamik zu finden. Gut gemasterte Tracks mit ausreichend Headroom und einer sauberen Transienten Wiedergabe klingen oft besser, auch nach der Normalisierung.
Dateiformat und technische Spezifikationen
Werfen wir nochmal einen neuen Blick darauf, welche Formate du abgeben kannst und in welchen Formaten die jeweiligen Anbieter dann dein Audiomaterial weiter verarbeiten. Hier sind einige Sachen in den letzten Jahren passiert, besonders im Bereich High Resolution und 3D Audio. Um einen Überblick über die technischen Anforderungen zu geben, betrachten wir zunächst die unterstützten Ein- und Ausgabeformate der verschiedenen Anbieter:
Input Formate
Anbieter |
Bittiefe |
Samplerate |
Dateiformat |
3D Audio |
Spotify |
16 bit |
44.1 kHz |
wav, m4a, mp3 |
nein |
Apple Music |
16 / 24 bit |
bis 192 kHz |
wav |
ja (1) |
Tidal |
16 / 24 bit |
bis 192 kHz |
wav |
ja (1) |
Deezer |
16 bit |
44.1 kHz |
wav |
nein |
Amazon Music |
16 / 24 bit |
bis 192 kHz |
wav |
ja (2) |
YouTube Music |
16 / 24 bit |
44.1 / 48 kHz |
wav, mov, mp3, flac |
nein |
(1) Dolby Atmos Unterstützung für 24bit 48kHz ADM BWF Files (Das Audio wird hier in einem .wav File mit bis zu 128 Spuren codiert)
(2) Zusätzlich zu Dolby Atmos wird Sony 360 Reality Audio unterstützt
Output Formate
Anbieter |
Resolution |
Dateiformat |
3D Audio |
Spotify Paid |
320 kbps |
OGG |
nein |
Spotify Free |
160 kbps |
OGG |
nein |
Apple Music |
bis 9216 kbps* |
AAC / ALAC |
ja |
Tidal Hifi Plus (1) |
bis 9216 kbps* |
FLAC |
ja |
Tidal Hifi (1) |
1411 kbps |
FLAC |
ja |
Tidal High |
320 kbps |
AAC |
nein |
Deezer Hifi (2) |
1411 kbps |
FLAC |
nein |
Deezer Premium (2) |
320 kbps |
mp3 |
nein |
Deezer Free |
128 kbps |
mp3 |
nein |
Amazon Music Unlimited |
bis 9216 kbps* |
FLAC |
ja |
Amazon Music Prime |
320 kbps |
OPUS |
nein |
Amazon Music Free |
320 kbps |
OPUS |
nein |
YouTube Music Premium |
256 kbps |
AAC / OPUS |
nein |
YouTube Music Free |
128 kbps |
AAC / OPUS |
nein |
* ist abhängig vom Input Format. 9216 kbps entspricht hier einer 24 bit / 192 kHz Datei. Durch Bluetooth Bandbreitenbeschränkung nicht über drahtlos verbundene Geräte wie AirPods oder vgl. verfügbar.
(1) Ist enthalten im Tidal Individual und Tidal Family Abo.
(2) Ist enthalten im Deezer Premium Abo.
Entwicklung Lossless Audio und Dolby Atmos
Wir haben in der jüngeren Vergangenheit bei den meisten Streaming Anbietern einen großen Schritt zu verlustfreien Audio Angeboten gesehen. Wenn bereitgestellt, bieten Apple Music, Amazon Music und Tidal Musik mit bis zu 24 bit / 192 kHz Auflösung sowie Dolby Atmos / 3D Audio an. Darüber hinaus haben Spotify und Dolby in den letzten 2 Jahren immer wieder signalisiert, dass sie gemeinsam an einem 3D Angebot arbeiten - Ausgang noch offen.
Quelle: https://de.statista.com/infografik/29548/geschaetzte-marktanteile-von-audio-streaming-anbietern-in-deutschland/
Wir haben in Deutschland also etwa ein Drittel aller genutzten Streaming Anbieter, die bereits immersive Audio Inhalte anbieten können. Zusammen mit den stetig wachsenden Möglichkeiten der Geräte, die immersive Inhalte für den Konsumenten wiedergeben können, wächst hier der Markt kontinuierlich.
Anforderungen an Dolby Atmos für Streaming
Die zunehmende Bedeutung von Dolby Atmos spiegelt sich auch in den technischen Anforderungen der Streaming-Dienste wider. Die meisten Streaming-Dienste verlangen ein ADM BWF als das bevorzugte Format für die Bereitstellung von Dolby Atmos-Inhalten. ADM BWF ist hier die Bezeichnung für den Codec. Das Dateiformat ist am Ende eine .wav Datei mit bis zu 128 Spuren. Darüber hinaus hast du die Möglichkeit aus diesem ADM BWF verschiedene Downmixes zu generieren (wie z.B. 7.1, 5.1 und 2.0 direct render). Auf einen Deep Dive zum Format möchte ich hier verzichten. Dazu verweise ich dich gern zu meinem Blogartikel “Mixing und Mastering für Dolby Atmos”.
Distribution und Kennzeichnung von Dolby Atmos-Inhalten
Dolby Atmos kann nur über bestimmte Distributoren oder Encoding-Häuser an Streaming-Dienste geliefert werden. Apple Music verlangt beispielsweise, dass Dolby Atmos-Dateien über das Transporter-Tool oder einen zertifizierten Partner bereitgestellt werden. Hierzu zählen natürlich die üblichen Verdächtigen wie DistroKid oder Recordjet. Da du aber vermutlich nicht selbst an alle DSPs ausspielen möchtest, stellt das erstmal kein Hindernis dar.
Einmal hochgeladen werden deine erfolgreich übermittelten Dolby Atmos-Tracks in Apple Music, Tidal und Amazon Music mit einem entsprechenden Badge gekennzeichnet. Alben mit Dolby Atmos-Titeln erhalten ein Abzeichen auf Album Ebene, sofern alle Tracks in Dolby Atmos vorliegen. Als Konsument kann man diese Musik auf den Plattform eigenen “Dolby Atmos” Playlisten und in speziellen Kategorien finden.
Fazit
Die Entwicklung von Dolby Atmos und immersiven Audioformaten eröffnet völlig neue kreative Möglichkeiten für dich als Musikschaffenden. Es geht nicht mehr nur darum, Lautheitsnormen und technische Spezifikationen zu erfüllen, sondern darum, Klangwelten zu erschaffen, die den Hörer tiefer in die Musik eintauchen lassen. Künstler und Produzenten haben heute die Chance, ihre Werke durch räumliche Inszenierung aufzuwerten und sich damit von der Masse abzuheben. Da Streaming-Plattformen zunehmend auf immersive Formate setzen, entsteht ein wachsender Markt für hochwertig produzierte 3D-Audio-Inhalte.
- Johannes