Blog

12 February 2024

GOLDEN EARS

Mit einem gut trainierten Ohr bist du in der Lage, genau zu hören, welche EQ-Einstellungen notwendig sind und wo im Frequenzspektrum Anpassungen vorgenommen werden müssen, um ein bestimmtes Klangbild zu erreichen. Du kannst Verzerrungen schneller wahrnehmen, das richtige Maß an Kompression erkennen und das Stereobild ausbalancieren. Wie du aktuell hören kannst, ist dabei nicht in Stein gemeißelt. Die Fähigkeit, differenziert und gezielt zu hören, ist etwas, das man trainieren kann wie einen Muskel.

 

Gehör = Muskel

 

Die Vorteile des Ohrentrainings liegen auf der Hand: Du kannst schneller und präziser mischen und du verbesserst deine Fähigkeit, subtile Veränderungen im Audiomaterial zu erkennen, was für Anfänger oft eine Herausforderung darstellt. Spezifische Übungen können deinem Gehör helfen, andere Mixe genau zu verstehen und daraus zu lernen. Darüber hinaus ermöglichen sie dir, spezifische Frequenzbereiche zu identifizieren. Ein grundlegender Handgriff, sei es zur Beseitigung unerwünschter Resonanzen oder zur Anhebung unterrepräsentierter Frequenzbereiche in deinem Mix. Du lernst deinen Titel auszubalancieren, um sicherzustellen, dass deine Tracks den Genre-Normen entsprechen oder auf einem Album gut zusammenpassen.

 

Die Übung zum Gehör trainieren nennt man allgemein “Golden Ears”. Es geht beim Training darum, bestimmte Frequenzen aus Rauschen oder Musikstücken herauszuhören, Pegeländerungen wahrzunehmen, Kompression zu beurteilen oder Hallzeiten zu erkennen. Einige der aktuell besten Trainings-Webseiten, auf denen du dein Gehör auf spielende Art und Weise verbessern kannst, habe ich dir hier zusammengesucht.

 

https://www.soundgym.co/ (Basisversion kostenlos, sehr spielerisch)

 

https://goldenearsaudio.com/ (kostenpflichtig, etwas oldschool aber extrem umfangreich)

 

https://www.trainyourears.com/ (kostenpflichtig, fokussiert auf EQ)

 

 

“Aber Johannes, ich mixe doch schon so viel. Ist das nicht auch genug Training?" - Ja und nein. Das tägliche Arbeiten an Musik ist das praktischste, was du machen kannst und wird dir, je mehr du es tust, dein Gehör ebenfalls schulen. Aber dort wirst du nie wirklich einen isolierten Fokus auf dein Hören legen können. Bring die “Golden Ears” Übungen in deinen Alltag. 10 Minuten reichen, zusätzlich zu deinen Musikprojekten, und du wirst dich in einem halben Jahr nicht wiedererkennen. Wenn du jetzt noch dazu analytisch Hören üben würdest …

 

Analytisches Hören

 

Analytisches Hören bezieht sich in erster Linie auf Kompositionstechniken bzw. Kompositionsprinzipien wie Instrumentierung, Tonhöhe, Tondauer, Takt, Form, Dynamik oder Tempo. “Aber warum sollte das beim Mixen wichtig sein?” fragst du. “Ich bin doch kein Komponist oder Produzent. Und macht mir das nicht das Genießen von Musik kaputt?" - HA! Falsch gedacht!

 

Auch geschulte Hörer:Innen bewahren sich ihre spontane Berührtheit. Deine Fähigkeit, Musik auf sinnliche und kognitive Weise zu verstehen, ist ebenso entscheidend für ein tieferes Verständnis und eine effektive Analyse von Musikstücken wie deine Fähigkeit, bestimmte Frequenzen zu finden oder Pegelunterschiede zu erkennen. Und dabei kommst du, so leid es mir tut, um ein Grundwissen in Musiktheorie nicht herum.

 

Wenn du in der Musik erkennen kannst, welche Bestandteile die meisten Emotionen erzeugen, welcher Part am berührendsten ist und welche Stellen in der Dynamik den größten Schub geben, kannst du mit dem gewonnen Wissen und geschultem Gehör Stellen in der Musik besonders betonen und in Szene setzen und so aus einem guten Mix einen besonderes Erlebnis machen.

 

 

Wenn du ohnehin schon ein Instrument spielst, perfekt. Dann kannst du genau da weiter machen und dein Wissen um Themen wie Intervalle, Harmonien, Akkorde und Modulation vertiefen. Möchtest du neu lernen, dann kann ich dir einige der folgenden Seiten empfehlen, die dir die Grundzüge der genannten Themen vermitteln können.

 

https://www.musictheory.net/lessons (kostenlos und umfangreich, inkl. App)

 

https://www.tonegym.co/ (Basisversion kostenlos, sehr spielerisch)

 

https://learningmusic.ableton.com/ (kostenlos, auf Producing zugeschnitten)

 

Bevor du dich aber gleich aufs Üben stürzt, lohnt sich noch der Blick nach innen, genauer gesagt in dein Ohr hinein. Denn Üben nützt nichts, wenn du deine Ohren nicht richtig pflegst.

 

Pflege deine Ohren

 

Jeder weiß es, aber keiner macht es bewusst und konsequent - Ohrenpflege. Deswegen hier nochmal in Kurzform die wichtigsten Pflegetipps für deine Lieblings Muscheln.  Die Pflege deiner Ohren ist entscheidend, um dein Gehör zu schützen und langfristig für eine optimale Hörfähigkeiten zu sorgen.

 

Pflege deine Ohren richtig - Vermeide die Verwendung von Wattestäbchen und reinige deine Ohren stattdessen sanft mit einem normalen Handtuch oder unter der Dusche mit deinem Finger und Wasser.

 

Benutze Ohrstöpsel - Ja, ich weiß. Spielverderber. Trotzdem! Schütze deine Ohren vor lauten Umgebungen wie Konzerten, Baustellenlärm oder lästigem Gequatsche mit Ohrstöpseln. Ob Gehörschutzpfropfen, Otoplastik oder einfache Ohropax - Hauptsache du hast etwas im Ohr.

 

Höre Musik nicht zu laut - Musik erlebt man mit dem ganzen Körper, nicht nur mit den Ohren (!) Achte darauf, dass die Lautstärke deiner Musik nicht zu hoch ist, um dein Gehör nicht zu schädigen. Alles über 100dB ist ein no go und unbedingt zu vermeiden. Wenn du um 80dB mischst und dir regelmäßig Pausen gönnst, bist du auf der sicheren Seite.

 

Vermeide Multitasking - Vermeide das gleichzeitige Hören von verschiedenen Audioquellen, um deine Ohren nicht zu überlasten. Je mehr Input du bekommst, umso schneller ermüden deine Ohren. Gönn dir Pausen!

 

Schütze deine Ohren auf Reisen - Nutze noise cancellation Kopfhörer, um dich vor störenden Geräuschen während deiner Reisen zu schützen.

 

Schlusswort

 

Ein gut trainiertes Gehör ermöglicht dir ein präziseres und effizientes Mischen und regelmäßiges Ohrentraining wird deine Mixe nachhaltig verbessern. Wenn du zudem noch an deinem Musiktheorie Verständnis arbeitest und deine Ohren gebührend pflegst, wirst du dich in kurzer Zeit kaum wiedererkennen. Schon das kleinste, in deinen Alltag implementierte Training wird deine Mixing Fähigkeiten nachhaltig vorantreiben. Also worauf wartest du?

 

- Johannes

Zurück

Weitere Blogposts

Artikel teilen