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15 March 2022

HOW TO RECORD VOCALS

Nimmst du deine Vocals immer in einem professionellen Studio auf oder hast den Luxus, dir daheim einen akustisch optimierten Raum zu bauen? Der Großteil von euch vermutlich nicht. Wir alle wollen trotzdem möglichst gut Vocals aufnehmen und dafür gibt es einige Tipps und low budget Möglichkeiten, um deine bestehende Aufnahmesituation zu verbessern.

 

Der Raum als Problem und Möglichkeit

 

Das häufigste Problem, was beim Thema Störgeräusche oder unerwünschter Sound auftritt, ist zu viel Hall bzw. Raumklang auf der Aufnahme. Das führt später zu Problemen im Mix: Die Vocals lassen sich schlecht einbetten und wirken verwaschen und indirekt. Durch die spätere Kompression wird der Aufnahmeraum deutlich hörbarer und Pitch Korrektur Tools arbeiten schlechter bei “verhallten” Aufnahmen.

 

Der Grund für den störenden Hall liegt in der Raumakustik deiner Aufnahme Umgebung. Glatte und parallele Wände, sowie Fenster begünstigen Flatterechos und einen hörbar längeren Nachklang. Im ungünstigsten Fall ist genau an der Position wo du aufnimmst eine Raummode. Wie merkst du das? Es klingt als würdest du den Raum zum “brummen” anregen, wenn du einen bestimmten Ton singst.

 

Die Lösung liegt hier zuerst in der Auswahl des richtigen Raumes. Bad und Küche fallen in der Regel durch Fliesen und den Mangel an Polstermöbeln raus. Vielversprechend sind Wohn- und Schlafzimmer. Ein geöffneter Kleiderschrank bringt zusätzliche Absorption durch Kleidung und die Matratze schluckt den Schall. Schwere Vorhänge können auch hier helfen, um zusätzlich zu absorbieren. Bücherregale sind ebenfalls gut, da sie mit ihrer unebenen Struktur den Schall streuen. Ich habe über die Jahre die wildesten Geschichten von Recordings im Kleiderschrank oder unter dicken Decken gehört. Deiner Kreativität sind hier kein Grenzen gesetzt. Whatever works for you!

 

Wo du in deinem Raum aufnimmst, ist aber ebenso wichtig. Versuche aus den Ecken raus und von den Wänden weg zu gehen, sonst holst du dir hier die Reflektionsflächen direkt ans Mikrofon heran. Ebenso solltest du die Raummitte vermeiden, da hier durch den gleichen Abstand zu den Wänden am stärksten Raummoden auftreten. Womit ich bisher gute Erfahrung gemacht habe, ist in einer sehr halligen Umgebung mit einem Mic Screen aufzunehmen. Das ist ein kleiner Absorber Schirme, der einen Teil der ersten Reflektionen hinter dem Mikrofon absorbiert.

 

Mic Screen

 

Was du auch versuchen kannst, ist dich mit dem Rücken zu einer absorbierenden Fläche (z.B. Vorhang) aufzustellen und in den Raum hinein zu singen. Wenn du ein Mikrofon mit einer Nieren Charakteristik verwendest, ist dies von hinten am unempfindlichsten. Du hast damit die Reflektionen aus dem Raum hinter dem Mikrofon und mithilfe des Absorbers in deinem Rücken schon effektiv Schall absorbiert, bevor sie zum Mikrofon zurückgeworfen werden kann.

 

Der Abstand macht den richtigen Ton

 

Neben dem Hall ist der Abstand und die Positionierung zum Mikrofon Entscheidend für den Charakter der Stimme. Ein größerer Abstand erhöht den Raumanteil auf der Aufnahme, da das Mikrofon mehr Raumklang am Künstler vorbei aufnehmen kann. Je näher du am Mikro bist, umso wärmer und intimer wird die Stimme. Je weiter du weg bist, umso dünner wird sie. Eine gute Faustregel ist hier eine Hand breit Abstand vom Kopf zum Mikro als Startpunkt zu wählen und von dort aus zu justieren. Bei Kondensator Mikrofonen begünstigt die Nähe den so genannten Nahbesprechungseffekt - eine Überbetonung der tiefen Frequenzen bei einem Abstand von unter 15 cm zum Mikrofon.

 

Aber nicht nur die Distanz sondern auch die Lage ist entscheidend. Singst du direkt in die Kapsel bzw. Membran, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit starke Zisch- und Pop-Laute haben. Für einen warmen und weichen Sound platziere dein Mikrofon mit der Kapsel auf Hals- bis Brusthöhe und singe “über” das Mikrofon hinweg. Ein zusätzlicher Pop-Schutz kann dir bei dem Setup mit dem Luftstrom aus Nase und Mund helfen, was im schlimmsten Fall wie “Windgeräusche” klingt und deine Aufnahme ruiniert.

 

Record, Test, Repeat

 

Am ehesten kommst du zum Ziel, wenn du dir Zeit nimmst, in deinem Raum so viele Positionen wie möglich recordest und dann unter Kopfhörern checkst, welche am besten für dich und deine Klang Vorstellungen passt. Jeder Raum ist anders und was bei jemand anderem funktioniert, muss nicht unbedingt bei dir die Lösung sein - und umgekehrt. Auch zu deinem Raum gibt es den passenden Vocal Recording Deckel!

 

- Johannes

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