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HOW TO USE DYNAMIC EQ
Du kennst Equalizer und du kennst Kompressoren. EQs formen den Klang, Kompressoren die Dynamik. Beides sind für sich gute und wichtige Werkzeuge, aber manchmal braucht man beim Mixen oder Mastern mehr als nur einen statischen EQ Eingriff oder einen “Frequenz-unspezifischen” Kompressor. Hier kommen Tools wie dynamische EQs oder Multiband Kompressoren ins Spiel.
Wie funktioniert ein dynamischer EQ
Ein dynamischer EQ ist ein Kompressor, der nur in einem bestimmten Frequenzband arbeitet. Mit dem Q Faktor wird wie beim normalen EQ die Güte, also die Breite des Filters bestimmt. Der EQ zieht oder boostet die Frequenzen aber erst, wenn das eingehende Audiosignal einen Threshold (Schwellwert) überschreitet. Wie beim Kompressor können auch hier Attack und Release Zeiten spezifisch für jeden Filter eingestellt werden. Der dynamische EQ eignet sich damit besonders für chirurgische Eingriffe bei einzelnen hervorstechenden Noten oder störenden Frequenzen.
Was ist der Unterschied zum Multiband Kompressor
Ein Multiband Kompressor arbeitet im Wesentlichen nach dem gleichen Prinzip. Der Unterschied hierbei liegt darin, dass nicht mit einzelnen Filtern gearbeitet, sondern das gesamte Frequenzspektrum in mehrere Bänder aufgeteilt wird. Die einzelnen Bänder arbeiten mit Crossover Filtern an ihren Grenzen, mehr in breiten Frequenz Bereichen und weniger in spezifischen Frequenzen. Der Multiband Kompressor taugt damit mehr für breite Eingriffe, um z.B. im oberen Frequenzband mit einem High Shelve die scharfen hohen Frequenzen in Vocals einzufangen.
Tipps fürs Mixen
Ziel im Mixing sollte es sein, so viele Unebenheiten wie möglich zu Glätten, die einzelnen Bestandteile miteinander ausgewogen zu arrangieren und jedem Element seinen Platz zu geben. Da nicht alle Instrumente immer gleich laut oder frequenziell getrennt voneinander arbeiten ist es sinnvoll, auftretende “Probleme” wie einzeln herausstechende Noten oder kurze “mulmige” Passagen nur dann anzugehen, wenn sie auftreten. Fangen wir mit ein paar Beispielen bei den Drums an und gehen über die Instrumente bis hin zu den Vocals.
1. Ein dynamischer EQ oder ein Multiband Kompressor können beide dabei helfen, Becken einzufangen, wenn diese in lauten Passagen sehr hart gespielt werden und in leisen Passagen weich. Attack Zeit kurz, Release Zeit mittel (je nach Tempo) und die Filter Frequenz zwischen 3 kHz und 7 kHz, je nach Becken Ton. Mit dem Threshold so regeln, dass die leisen Passagen unberührt bleiben und die lauten gezähmt werden.
2. Mit dem Gedanken an das folgende Master kann man einem der späteren Hauptprobleme zuvorkommen - dem Bassbereich. Dazu legst du einen dynamischen EQ auf den Kick Grundton im Sub Bereich zwischen 25 Hz und 100 Hz (je nach Tuning) und ziehst bei einer mittleren Attack und Release Zeit so viel Pegel raus, dass die Attack der Kick durch kommt aber der Nachhall gedämpft wird. Das räumt den Mix auf und schafft mehr Definition im Tiefbass.
3. Speaking of - häufig sind einzelne hervorstechende Noten im Bass Bereich ein großes Problem für ein aufgeräumtes und definiertes Fundament. Hier funktioniert ein dynamischer EQ besonders gut, da so einzelne Noten gezielt angegriffen und gezähmt werden können. Such dir die störenden Töne mit einem Analyzer und merke dir die Frequenzen. Setze im dynamischen EQ die Attack Zeit kurz (aber nicht unter 5-10 ms, je nach Frequenz, sonst wird Distortion erzeugt), die Release Zeit mittel und den Threshold so, dass ein gleichmäßiges Bass Bild entsteht. Du kannst das gut mit einem darauf folgenden Analyzer kontrollieren.
4. Wenn es an die Gruppen geht, lohnen sich ein dynamischer EQ oder Multiband Kompressor auf der Instrumentalgruppe oder sogar auf dem Mix Bus, um im Bereich zwischen 100 und 350 Hz für Klarheit zu sorgen. Nicht selten entsteht hier ein Bass Brei, wenn Gitarren, Bass, Synths und Vocals zusammen auf einer Note oder im selben Register liegen. Attack und Release Zeit mittel für einen weichen Eingriff und den Threshold so, dass nur die Parts die stören angefasst werden. Was hier auch hilft, ist eine zusätzliche Bypass Automation.
5. Vocals die, wenn laut gesungen, besonders in den Mitten um 1 bis 3 kHz hervor stechen, lassen sich ebenso gut mit einem dynamischen EQ zähmen. Attack Zeit kurz, Release Zeit kurz bis mittel und den Threshold ähnlich wie den Becken so, dass die Vocals erst angegriffen werden, wenn sie laut durchstechen. Den gleichen Handgriff kann man für S-Laute bei 6 bis 10 kHz anwenden. So kannst du dir einen guten De-Esser selber bauen.
All diese Eingriffe lassen sich fast auf jedes Instrument übertragen, wenn es um vereinzelt auftretende Probleme geht. Mit einen ähnlichen Ansatz kann man auch an das Mastering herangehen.
Tipps fürs Mastern
Beim Mastern kann man entgegen dem Mixing jedoch keine drastischen Eingriffe mehr vornehmen, ohne das gesamte Klangbild des Mix zu beeinflussen. Einige Anwendungen sind jedoch sehr sinnvoll und oft notwendig.
1. Wie schon erwähnt stellt der Bass Bereich oft das größte Problem dar, wenn es darum geht, eine bestimmte Lautheit zu erreichen. Das wird deutlich durch hörbare Verzerrung im unteren Mittenbereich, die entsteht, wenn man viel Limiting anwendet. Eine Kombination aus Low Cut und dynamischem EQ im Bereich zwischen 40 und 100 Hz können hier die entscheidenden dB frei machen, um auch bei hohem LUFS Wert noch verzerrungsfrei zu bleiben. Attack und Release Zeit kurz und den Threshold so setzen, dass möglichst nur die Kick um wenige dB beeinflusst wird.
2. Beim Bass verhält es sich ähnlich. Ich verwende auch hier gern einen dynamischen EQ, um einzeln hervorstechende Bass Noten zu zähmen. Attack und Release Zeiten mittel für einen weichen Eingriff und den Threshold so niedrig wie notwendig, bis das Klangbild eben ist.
3. Worauf ich beim Mastern immer wieder stoße, ist ein viel zu starker Anteil an hohen Frequenzen. Becken und Vocals beispielsweise, die über 16 kHz noch extrem viel Energie haben, sind unausgewogen und spielen nur unnötig negativ in die Energiebilanz eines Mix ein. Das hat wieder Auswirkungen auf den späteren Limiter und damit auf ungewollte Verzerrungen. Mit einem Dynamischen EQ oder Multiband Kompressor mit schneller Attack und Release Zeit kann man hier gut für Ausgewogenheit sorgen.
Während beim Mixing große Eingriffe mit zum Teil mehr als 6 dB keine Seltenheit sind, ist es im Master eher unüblich, über 2 bis 3 dB hinaus zu gehen. Prinzipiell bin jedoch ich der Meinung, dass kein Mix heilig ist, aber wenigstens respektiert werden sollte. Der Fokus beim Master sollte auf dem kleinstmöglichen Eingriff liegen. So viel wie nötig aber so wenig wie möglich.
YouTube Tutorial
Wenn du mir bei einem Projekt über die Schulter schauen und mehr zum Thema dynamische EQs lernen willst, spring rüber auf meinen YouTube Kanal. Ein Video zu dem Thema steht in Kürze für dich bereit.
- Johannes