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12 April 2022

STOP REFERENCING

Facts: Jeder von uns orientiert sich an etwas, wenn wir mixen oder mastern. Ob es der Lieblingskünstler des Kunden ist, das letzte Major Release aus dem Genre oder das Album des Künstlers, von dem wir das Kick Sample gemopst haben. Daran gibt es erstmal per se nichts Falsches. Trotzdem bringt Referencing ein Problem mit sich, welches du nicht unterschätzen solltest.

 

Warum sind Referenzen sinnvoll?

 

Referenzen dienen als Orientierungshilfe, um die Richtung, in die ein Track gehen soll besser zu verstehen. Dadurch kannst du direkt ein besseres Gefühl für die Klangfarbe und den gesamten Dynamikbereich, den du oder der Künstler für sein Lied vorsieht, bekommen. Du kannst die künstlerische Intention deines Kunden besser verstehen. Außerdem dienen Referenzen als Leitfaden dafür, was zurzeit am Musikmarkt federführend und Klang definierend ist.

 

Analytisches Hören

 

Um erstmal erkennen zu können, was den Klang deiner Referenz ausmacht, wie die einzelnen Bestandteile klingen und wie du das auf deinen Mix umsetzen kannst, musst du lernen analytisch zu hören. Diesen Teil kann man leider nicht in zwei Wochen Crashkurs lernen. Da hilft nur bewusstes Hören, Hören und nochmals Hören. Aber nicht verzagen: Je mehr Musik du bewusst hörst und zu verstehen versuchst, um so besser wird dein analytisches Hören. Zur Unterstützung gibt es im Netz verschiedene Übungen, aka “Golden Ears”, die dir dabei helfen können, deine Ohren zu schulen.

 

Matching EQ

 

Neben deinem geschulten Gehör, gibt es noch andere kleine Helfer wie z.B. Matching EQs, die dir die Unterschiede zwischen deinem Mix und deiner Referenz zeigen können - so z.B. der FabFilter Pro Q 3. Dieser Matching EQ lässt dich ein Referenzspektrum auswählen oder aufnehmen und vergleicht dies dann mit dem Spektrum des aktuellen Inputs. Dann werden neue EQ Bänder hinzugefügt, um dein Signal der Referenz anzugleichen.

 

Matching EQ

 

Nachdem du deine Referenz ausgewählt hast berechnet Pro Q wie viele und welche Bänder nötig sind, damit das Audiosignal klingt, wie dein Referenz Input. Dabei kannst du aussuchen, wie viele EQ Bänder verwendet werden sollen. Wenn du viele Bänder wählst, werden auch die kleinsten Unterschiede mit dem Referenzsignal gematched. Weniger Bänder bewirken einer eher breite Anpassung.

 

Neben dem FabFilter Pro Q 3 gibt es noch das kostenlos Matchering 2.0 auf Open Source Basis. Dieser Algorithmus kümmert sich im Kern um das Mastering. Mit diesem Tool nimmt man sich zwei Musikstücke - Reference und Target. Dann werden anhand der Referenz der RMS-Pegel, der Frequenzverlauf, Lautstärke-Peaks und die Stereobreite auf das Target übertragen. Ein All-In-One Ansatz, den man hinterfragen darf.

 

All-In-One Lösung oder nur Orientierung?

 

Auch wenn Referenzen hilfreich sind solltest du dich nicht zu sehr auf sie stützen, denn sie dienen nur als Orientierungshilfe und nicht als absolutes Ziel. Wer sich zu lange an eine Referenz klammert, verliert den Blick und das Ohr für den eigentlichen Mix bzw. das Master. Jedes Musikstück ist anders und braucht seine ganz individuelle Behandlung. Die finalen klanglichen Entscheidungen solltest du daher immer am Material treffen. Ein wichtiges Wort noch zu Matching EQs: Diese Tools helfen dir meiner Meinung nach nur im Prozess und sollten am Ende wieder aus der Chain genommen werden. Übertrage die Filter die dir sinnvoll erscheinen und löse dich vom Rest.

 

- Johannes

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