Blog

15 November 2022

DON'T GET LOST IN THE MIX

Jeder, auch du, war schon mal an diesem Punkt: Du hast den Mix gerade angefangen, mixt ein bisschen an den Vocals, ein bisschen an den Drums und bevor du dich versiehst, sind 40 Stunden rum und du bist immer noch nicht fertig. Mehr Zeit heißt hier leider nicht automatisch, dass es auch ein besseres Ergebnis gibt. Eher das Gegenteil ist der Fall. Je mehr wir an einem Mix sitzen, desto größer ist die Gefahr, dass wir Fehler überhören und uns an den “falschen” Sound gewöhnen.

 

Mixing Sessions

 

Das größte Problem sind zu lange Mixing Sessions. Deine Ohren ermüden nach einer gewissen Zeit. Die Folge sind klangliche Fehlentscheidungen und Flüchtigkeitsfehler. Du weißt irgendwann nicht mehr, wie dein Mix klingen sollte, damit er gut klingt. An überbetonte Höhen gewöhnt sich das Gehör, genauso wie an die zu mulmigen Gitarren. Zu viel Kompression wird nicht mehr als störend empfunden und dein Mix ertrinkt in Reverb.

 

Um das zu vermeiden, solltest du immer mal Pausen machen und dein Gehör ruhen lassen. Wenn du dann nach einer Pause an deinem Mix weiter arbeitest, fallen dir Fehler  wieder auf und du kannst diese beseitigen. Außerdem fällt es dir dann leichter, deinen Mix auch mal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Für die Pausen beim Mixen gibt es eine Faustregel. Nach 60 Minuten am Stück Mixen machst du 10 Minuten Pause. Bei 90 Minuten am Stück Mixen sollten es am besten 20 Minuten sein. Länger als 90 Minuten am Stück wird nicht gemixt. Punkt. Das hat nicht nur mit deiner Aufmerksamkeit zu tun, sondern auch mit der Gesundheit deiner Ohren.

 

Abhörlautstärke

 

Neben einer gesunden Arbeits-Pausen-Mentalität spielt die Abhörlautstärke eine große Rolle. Es empfiehlt sich, immer mit einem konstanten Pegel abzuhören. Dieser Pegel sollte eine bestimmte Lautstärke haben, denn unser Gehör ist bei verschiedenen Lautstärken anders empfindlich gegenüber den Frequenzen (siehe Fletcher-Munson-Kurven, auch “Kurven gleicher Lautheit”).

 

Fletcher-Munson-Kurven

 

Laut Fletcher-Munson liegt die optimale Tiefen-Mitten-Höhen Verteilung in der empfundenen Lautstärke bei einem Pegel von 85 dB. In den 70ern wurde z.B. für die Dolby Atmos Filmtonmischung 83 dB als Standard für das Abhören eingeführt. Aus heutigen Gesichtspunkten mit zum Teil sehr stark komprimierter Musik lässt sich streiten, ob 85 dB noch gesund sind, denn ab diesem Punkt kommen wir in den Bereich der permanenten Hörschädigung, bei zu langer Belastung. Aus meiner persönlichen Sicht bist du mit irgendwas zwischen 75 und 85 dB gut beraten.

 

Effizienz ist der Schlüssel

 

Eine weitere gute Möglichkeit, um zu verhindern, sich im Mix zu verlieren, ist es, sich einen Timer zu stellen. Und zwar für jede Instrument- und Vocalspur oder -gruppen. So setzt zu dir selbst eine Zeit, die du für das Mixen der Spuren oder Gruppen nutzen willst. Nach dieser Zeit gehst du weiter zur nächsten Spur oder Gruppe. Das hilft dir dabei, dich nicht stundenlang im Mixen zu verlieren und schneller Entscheidungen zu treffen.

 

Stehe zu deinen Mixing Entscheidungen und ändere diese nicht immer wieder, auch wenn dir manche schräg vorkommen oder du nicht genau weißt, ob “du das jetzt so machen darfst”. Vertraue deinem Bauchgefühl. Manchmal entstehen aus den wildesten Gedanken die besten Mixe.

 

- Johannes

Zurück

Weitere Blogposts

Artikel teilen