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15 February 2022

GAIN STAGING DONE RIGHT

Ein nicht so vordergründiges aber dennoch wichtiges Thema im Recording und Mixing Prozess ist Gain Staging. Dabei sprechen wir von der Kette der Level der einzelnen Tracks, späteren Gruppen und Outputs. Gutes Gain Staging hilft einen klaren Mix zu bekommen, der trotzdem viel Punch hat. Es hilft vor ungewollter Verzerrung zu schützen und sich in Balance zwischen Headroom und Grundrauschen zu bewegen. Lass uns dazu vorn anfangen, am Anfang der Kette.

 

Die Aufnahme

 

Jedem, der schon einmal Vocals oder ein Instrument selber aufgenommen hat, ist klar: Zu viel Pegel erzeugt Clipping. Zu wenig Pegel resultiert später im Mixing in einem zu hohen Grundrauschen, wenn man versucht das Nutzsignal sinnvoll zu verstärken. Hier kommen wir zum ersten Schritt im Gain Staging: das richtige Einpegeln der Aufnahme. Als Faustregel gelten für viele -18 dBFS bis -10 dBFS, je nachdem wie dynamisch das Signal ist. -18 dBFS entsprechen dem Analog Standard 0 dBVU. Für jeden, der analoge Geräte mit in sein Processing einbinden will, ist diese Pegel-Beziehung sehr wichtig.

 

Wenn von Anfang an klar ist, wie im folgenden Mixing dein Arrangement aussehen wird, lohnt es sich, schon jetzt zu versuchen, das später richtige Track Level zu treffen. Was heißt das? Das resultierende Level deines Mixes hängt nicht davon ab, wie ein Einzeltrack eingepegelt ist, sondern ergibt sich aus der Summe aller Tracks im Mix. Selbst wenn all deine Tracks sauber gepegelt sind, heißt das nicht, dass dein Mix nicht trotzdem übersteuert sein kann.

 

Die Philosophien gehen hier auseinander: Die Puristen wollen den Track Fader auf 0 dB lassen und die Balance schon mit dem initialen Gain regeln. Die Pragmatiker schwören auf einen maximal sinnvollen Abstand zum Grundrauschen und pegeln den Mix später über das Fader Level ein. Wie auch immer du darüber denkst, lass lieber ein paar dB mehr Headroom als zu wenig.

 

Das Mixing

 

Das einfachste und deutlichste Signal für schlechtes Gain Staging sind übersteuerte Pegelanzeigen in den Channel, Gruppen oder Plugins die du nutzt. Wenn du sämtliche Plugins auf hohen Pegeln laufen lässt, führt das dazu, dass dein Mix hart, brüchig und zweidimensional klingt. Selbst wenn deine DAW in 32 bit float arbeitet, heißt das nicht, dass auch alle Plugins mit 32 bit float arbeiten.

 

Ein guter Ansatz fürs Arbeiten in the box ist, darauf zu achten, dass der Pegel nach dem eingesetzten Plugin der gleiche bleibt. So läufst du nicht Gefahr, bei einer Kaskadierung von Plugins am Ende ins Clipping zu fahren.

 

Ein Tipp für eine gute Mix Struktur hilft uns auch beim richtigen Gain Staging: route deine einzelnen Tracks nochmal auf sinnvolle Subgruppen bzw. Busse. Wenn du im späteren Mix Prozess feststellst, dass einzelne Parts zu laut heraus stechen oder deinen Mix clippen lassen, ist es einfacher eine in sich stimmige Gruppe zu pegeln, als 10 Tracks individuell anzufassen. Eine Gruppen Dynamik Bearbeitung kann dir hier zusätzlich dabei helfen, die scharfen Peaks aus den gesamten Drums zu nehmen oder lästig hervorstechende Einzeltöne in Vocals oder Gitarren zu glätten.

 

Finger weg vom Master!

 

Zu guter Letzt achte darauf, dass dein Master Fader immer auf 0 dB sitzt. Es hilft nichts, wenn du dich selber austrickst und einfach den Master Fader runter ziehst. Clipping, bleibt Clipping.

 

Gain Staging ist kein statischer Prozess. Immer wenn du etwas an deinem Mix änderst, so änderst du auch die Balance der Level. Wenn du von Anfang an bewusst an das Thema heran gehst, dich im Laufe des Mixing Prozesses reflektierst und an gegebener Stelle nachjustierst, steht einem sehr guten Mix nichts im Wege!

 

- Johannes

 

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