Blog

15 March 2021

HOMESTUDIO IMPROVEMENT

"Acoustics Made Easy" ist an sich leicht gesagt, aber zugegeben nicht ganz so leicht gemacht. Wenn du die schnelle Variante willst, scroll ganz runter zur Zusammenfassung. Wir machen uns erstmal eine Bestandsaufnahme deines Raumes und zeichnen ein Bild vom Ist-Zustand:

 

-  Wie groß ist dein Raum (Länge, Breite, Höhe)?

-  Wo ist deine Hörposition und wo stehen deine Lautsprecher?

-  Hast du einen Subwoofer oder “nur” Monitore?

-  Wie ist dein Raum möbliert und wo stehen die Möbel aus Sicht deiner Regie?

-  Hast du schon akustische Maßnahmen vorgenommen?

-  Hast du schon mal eine akustische Messung gemacht?

 

Wenn du dir alle Fragen beantwortet hast sind wir schon einen guten Schritt weiter, denn es ist wichtig, zu analysieren wo du stehst und was du tun kannst. Jetzt müssen wir noch dein Problem finden und verstehen: Bist du schnell erschöpft und “hörst nicht mehr was du da tust”? Hast du Probleme den Bass richtig zu mischen oder gar zu hören? Klingt dein Mix im Studio ganz anders als auf anderen Anlagen? Sind deine Mixe unausgewogen?

 

Die Antworten auf diese unterschiedlichen Probleme lassen sich relativ gut auf drei wichtige Themen runterbrechen: Die Raumgeometrie, die Positionierung der Lautsprecher- und Abhörposition, sowie die akustische Behandlung des Raumes.

 

Raumgeometrie

 

Die Wände stehen so wie sie stehen. Machen wir uns nichts vor - die wenigsten werden beim Einrichten ihres Heimstudios nochmal eine Wand versetzen, um die Akustik zu verbessern. Aber wir können hier schon Probleme analysieren:

 

Ist dein Raum ein Würfel? Dann wirst du physikalisch bedingt einige sehr ausgeprägte Raum Moden haben, die sich über zwei Wände gleichermaßen entwickeln können und dadurch positiv wie negativ addieren. Praktisch gesagt: egal wie viel Bass du beim Mixen rein drehst oder raus nimmst, es wir immer Töne geben, die zu leise klingen und andere, die viel zu laut sind. Du wirst den Effekt nur verbessern können, indem du die in die Raumgeometrie eingreifst und eine Wand kürzer machst. Das geht z.B. durch eine großflächiges Bücherregal. Nimm dafür die Rückwand, denn dann kannst du einen zusätzlichen Diffusionseffekt erzielen und du lässt den Raum symmetrisch zur Mittelachse, gesehen auf deine Abhörposition, was wichtig ist, denn ...

 

Lautsprecher und Positionierung

 

Wenn deine Lautsprecher aus der Mittelachse des Raums gerückt sind, oder die Wand auf einer Seite z.B. eine Dachschräge hat, hast du ein unterschiedliches Reflektionsverhalten und unterschiedliche Schall Laufwege zu beiden Seiten. Dadurch kann im ungünstigsten Fall dein Stereopanorama zu einer Seite kippen oder der Lautsprecher, der in der Ecke steht, eine stärkere Bass-Ankopplung haben als der andere. Wenn du deine Abhörsituation nicht in die Mitte verschieben kannst, wäre eine Lösung deinen Abhörposition 45° in die Ecke zu drehen, so dass du wieder gleiche Wandabstände hast. Wenn du darüber hinaus darauf achtest, dass du zwischen den Lautsprechern und dir ein gleichschenkliges Dreieck bilden kannst und nach Möglichkeit 50 cm oder mehr Abstand von der Wand hast, bis du schon auf einem guten Weg.

 

Ein eigenes Thema für sich ist die Verwendung eines Subwoofers. Der große Vorteil liegt hier in der Erweiterung des Frequenzspektrums nach unten und kann dir, richtig positioniert, mit einer durch die Speaker Höhe bedingten Auslöschung im Bereich um 125Hz helfen. Für ein richtiges Alignment der Lautsprecher ist eine Messung jedoch unerlässlich, da es nicht nur um den Frequenzgang, sondern auch um die Phasenlage der Lautsprecher zueinander geht. Fang in einer der vorderen Raumecken an und schieb den Bass in kleinen Schritten so lange in den Raum hinein, bis du den Sweetspot gefunden hast. Dafür kannst du auf kostenlose Software wie bspw. CARMA oder den Room EQ Wizard zurückgreifen. Wie du damit misst und was es dabei zu beachten gibt, zeige ich dir in einem kommenden Blog.

 

Akustische Behandlung des Raumes

 

Die Lösung der häufigsten Probleme wie schnelle Ermüdung, schlechte Stereo Ortung, und Unausgewogenheiten im Mix, findet man am ehesten in der akustischen Behandlung des Raumes. Eine zu lange Nachhallzeit bspw. kann dazu führen, dass man zu laut abhört, um das Ausklingen des Raumes zu übertönen. Ein schnelleres Ermüden der Ohren ist die Folge. Eine zu unausgewogene Nachhallzeit zeigt sich z.B. in lauter klingenden Tönen im Bass-Bereich oder frequenziellen Löchern. Dein Mix wird sich dem leider anpassen und ähnlich unausgewogen klingen. Was hilft?

 

Behandle die ersten Reflektionen an den Wänden, also die Stellen, an denen der Schall das erste mal zu deinem Ohr zurückgeworfen wird. Um die zu finden schnapp dir einen Spiegel und jemanden der dir hilft. Setz dich an deine Abhörposition und lass deinen Helfer mit dem Spiegel an der Wand entlang gehen bis du deinen Lautsprecher sehen kannst. Das ist der Spot an der Wand, an den ein Absorber gehört. Gleiches gilt für die Wand hinter deinen Speakern und für die Decke über dir.

 

Pass auf, den Raum nicht zu sehr zu dämpfen. Zu exzessive Behandlung mit bspw. Mineralwolle oder anderen porösen Absorbern bringt zwar wunderbar die Nachhallzeit der mittleren und hohen Frequenzen runter, aber nicht die des Bass Bereichs. Tipp: Nach den Spiegelschallquellen kümmerst du dich erst um die Bass Absorption (siehe Kanten- oder Folienabsorber und Helmholtzresonatoren). Möchtest du die Nachhallzeit dann noch weiter runter bringen, kannst du weiter an die freien Wandflächen gehen. Wichtig: Auch Möbel haben eine Auswirkung auf die Akustik. Ein Sofa kann je nach Bezug auch wunderbar als Absorber funktionieren. Miss am besten schon voll eingerichtet.

 

Ein Wort über Raumkorrektur Software

 

Wenn das alles noch nicht zufriedenstellend ist, kannst du eine Raumkorrektur Software wie Sonarworks, ARC oder TRACT hinzuziehen, um Phasenprobleme zu minimieren oder zu stark betonte Frequenzen zu glätten. Diese arbeiten aber am besten in kleinen, gut gedämpften Räumen. Anzunehmen, dass du einfach eine Korrektur Software statt der akustischen Behandlung nehmen kannst, geht jedoch nach hinten los. Jede Korrektur Software fügt Filtern und damit Phasenverschiebungen hinzu, um den Klang zu kompensieren und das funktioniert NUR für die Abhör - und Messposition. Der restliche Raum wird mit großer Wahrscheinlichkeit schlechter.

 

Lass mich das nochmal kurz zusammenfassen

 

-  die Raumgeometrie ist entscheidend, große Regale können helfen

-  Abhörposition mittig, oder wenn nicht anders möglich 45° in einer Ecke

-  Speaker möglichst 50cm von der Wand weg, oder besten Kompromiss ausmessen

-  Subwoofer für gleichmäßigen Bass, in der Ecke platzieren und von dort aus messen

-  gleichschenkliges Dreieck zwischen Speakern und Abhörposition

-  Spiegelpunkte absorbieren, Bass kontrollieren und dann wenn noch nötig mehr Absorptionsfläche hinzufügen

-  Korrektur Software wie Sonarworks, ARC oder TRACT funktionieren am besten in gut gedämpften kleinen Räumen

-  Wenn nichts hilft, hilft Ollo Audio

 

Wenn du eine bestimmt Frage zu dem Thema hast, die ich in der Kürze der Betrages nicht betrachten konnte, schreib mir gerne eine Mail. Bis dahin wünsche ich dir viel Spaß beim Verbessern!

 

- Johannes

 

Zurück

Weitere Blogposts

Artikel teilen