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23 August 2022

HOW TO MIX MODERN HIP HOP

Wenn es ans Hip Hop Mixing geht, findest du tausende Tutorials und Anleitungen von Beatmakern und Producern auf YouTube. Jeder hat DIE Lösung für den fettesten Sound, die heftigsten Vocals, das beste Producing, etc. Damit du dich nicht durch alle quälen musst, habe ich dir hier die wichtigsten und allgemein zutreffendsten Tipps zusammengestellt, um deine Produktion möglichst schnell voranzutreiben.

 

Getrenntes Mixing

 

Wenn wir über Hip Hop reden, gibt es unabhängig vom Subgenre erstmal zwei klare Elemente - den Beat und die Vocals. Und genau so klar, wie du die beiden trennen kannst, gehst du auch ans Mixing. Mixe deinen Beat erstmal, als wäre er ein Instrumental.

 

Stereo Verteilung

 

Kick und Snare sind für mich die einzigen, die in einem Beat in die Mitte gehören. Wenn es kurze Samples oder einzelne kurze Elemente gibt, die in Vocal-Lücken kommen, ist das natürlich etwas anderes. Hihat-Hits oder -Rolls sind ein Spezialfall. Kann man in die Mitte legen, wird auch oft gemacht, muss man aber nicht. Je nachdem, wie laut oder direkt sie sein sollen, dürfen sie auch gern etwas auf der Seite liegen, oder als Stereo-Element angelegt sein. Achte auf genügend Platz in der Mitte. Wenn du den Beat selber in der Hand hast, arbeite mit Stereo Pads oder verteile deine Samples links-rechts so, dass nicht alles in der Mitte liegt. Die sollte hauptsächlich für Vocals reserviert sein.

 

Die richtige Stimmlage

 

… ist für mich ein ganz wichtiges Thema, wenn es um melodischen Rap geht. Wenn du dir für deinen nächsten Track einen Beat kaufst oder du einen eigenen Beat baust, habe deine Stimmlage im Hinterkopf. Ich erlebe es immer wieder, dass Rapper einen vermeintlich fetten Beat nehmen, der aber zu stark neben ihrem Komfort-Gesangsbereich liegt. Das Ergebnis ist entweder ein zu hoher und gepresster Gesang oder ein zu tiefer und nicht mehr durchsetzungsfähiger. Du musst nicht so weit gehen, deine Beats nach G Dur oder C# Moll zu sortieren, um perfekt auf deinen Komfortbereich zu matchen. Schaden kann so eine Detailverliebtheit aber auch nicht.

 

Frequenz- und Raumlücken

 

Bei der Durchsetzungsfähigkeit der Stimme gegenüber dem Beat geht es im Wesentlichen um zwei Frequenzbereiche: Einmal im Grundtonbereich der Stimme und einmal in den Präsenz bestimmenden Mitten. Wir reden hier von ca. 300 bis 600 Hz und von 1.2 bis 2.5 kHz. Es hilft enorm, hier bewusst wenig Elemente zu verwenden oder diese mittels Bell Filter zu entschlanken. Das kannst du entweder statisch machen oder, wenn es der Mix nicht anders zulässt, über einen Multiband Kompressor, den du aus den Lead-Vocals triggerst.

 

Hast du dich beim Beat bauen doch für ein Lead-Sample oder Lead-Pad entschieden, welches mit den Vocals kollidiert, ist ein klassischer Handgriff im Verse das Lead-Pad oder Lead-Sample eine Oktave nach unten zu setzen und in der Hook wieder hoch zu nehmen. Das hilft schon sehr bei den wichtigen Frequenzlücken und gibt deinem Beat noch zusätzlich eine gewisse Dynamik.

 

Mehrstufige Kompression

 

Schon bevor ich zu den Vocals komme, lege ich eine softe Mastering Kompression auf meinen Beat. Zum Einen kann ich dadurch das Endergebnis schon besser beurteilen und zum Anderen eliminiere ich so unnötige Peaks, die später die Aufmerksamkeit von meinen Vocals ziehen würden. Also schnell deinen Lieblings Kompressor, Soft-Clipper und Mastering Limiter drauf und den Beat auf -16 bis -14 LUFS gebracht.

 

ACHTUNG: Bei Genre wie Trap frisst der Bass einen Großteil der Lautheit. Hier solltest du dich in puncto Lautheit an deinen Referenzen orientieren und wenn nötig, mit dynamischem EQ oder Multiband Kompressor im Low End Bereich eingreifen, um nochmal ein paar dB mehr Lautheit rausholen zu können. Ein klares Anzeichen für einen noch zu dynamischen Bass sind Verzerrungen im Bereich unter 100 Hz, sobald du versuchst einen Limiter drauf zu legen.

 

Die Stimme als Instrument

 

Im Hip Hop sind die Vocals maßgeblich entscheidend für den Drive des Tracks. Die wichtigste Aufgabe ist, für ein gutes Gefüge aus Main Vocals, Adlibs, Doubles und Zusatzelementen zu sorgen. Deine Stimme ist ein Instrument und sollte auch so gespielt werden. Hierzu gehören für mich auch alle Delay- und Echo-Effekte, mit denen du für weitere Abwechslung sorgen kannst. Mein Ansatz ist wie immer, weniger ist mehr, dafür aber präsent. Soll heißen z.B. nicht einfach ein konstantes Delay auf die Main Vocals zu legen, sondern nur dann einzelne Wörter zu automatisieren, wenn dafür auch Lücken da sind. Dafür darf das Delay, bzw. Echo dann auch gerne sehr präsent sein.

 

Vocal Kompression & EQ

 

Der Klang und das richtige Maß an Kompression definieren sich aus deiner Stimme und dem Genre. Generell gilt: Ist dein Beat sehr dynamisch, dürfen deine Vocals es auch sein. Je voller der Beat, umso stärker musst du deine Vocals zusammen schieben, damit sie am Ende noch darüber liegen können. Für den “in your face” Effekt, achte neben der Kompression auf die angesprochenen Frequenzbereiche um 450 Hz und 2 kHz und gib deinen Vocals ab 8 kHz ein gesundes Maß aus De-Esser gefolgt von einem Bell EQ um sie präsent und strahlender zu machen.

 

Beat und Vocals zusammenleimen

 

Wenn du nun Beat und Vocals gemischt und soft gemastert hast, bist du in puncto Lautheit vermutlich schon übers Ziel hinausgeschossen. Jetzt geht's einen Schritt zurück und du nimmst jeweils einen Hauch von beiden Kompressionen weg. Dann werden beide gemischt und über eine sanfte “Glue Compression” zusammengefügt. Üblich sind hier Ratios von 1:2 bis 1:4 mit 3 bis 6 dB langsamer Reduktion - ähnlich einer Mastering Kompression.

 

Jetzt ist auch die richtige Zeit um deine Frequenz-Lücken zu checken. Ergeben sich noch Überlagerungen, oder ist dein Plan aufgegangen? Gegebenenfalls hilft es hier, auf der Summe nochmal sanft mit dynamischen EQs nachzuhelfen.

 

Alles kann, nicht muss

 

Um dich maximal zu verwirren, noch ein Disclaimer: Nichts von dem, was ich gerade geschrieben habe, muss auf deinen Track zutreffen, aber vielleicht hilft es dir, an den richtigen Stellen zu suchen, wenn du noch nicht 100% zufrieden bist. Mischen deinen Beat dick und die Vocals ins Gesicht. Sei mutig und traue dich auch mal zu radikalen Effekten. Travis Scotts “Sicko Mode” wäre auch nicht so krass durch die Decke gegangen, wenn er wie der tausendste generische Trap-Hit geklungen hätte. Und glaub mir, davon hat die Welt wirklich schon genug.

 

- Johannes

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