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13 September 2022

STEM VS STEREO MASTER

Sicherlich bist du beim Thema Mastering schonmal über die Begriffe “Stem-Master” oder “Stereo-Master” gestolpert. Diese beschreiben zwei unterschiedliche Herangehensweisen, um einen Track zu mastern. Welche Unterschiede es zwischen diesen beiden Varianten gibt und wann du welche am besten verwendest, erfährst du in diesem Blogeintrag.

 

Stereo-Mastering

 

Beim Stereo-Mastering nutzt du, wie der Name schon vermuten lässt, nur eine Stereospur zum Bearbeiten. Mit dieser Stereospur, auch Stereomix genannt, nimmst du dann deine übliche Master Bearbeitung vor - EQ, dynamischer EQ, Kompressor, Harmonics, Clipper, Limiter, etc. Die Schritte können in dieser Reihenfolge stattfinden, hängen dabei aber komplett von deinen Absichten ab und sollten immer auf den Anforderungen des Songs basieren. Das Endergebnis ist ein gemastertes Stereo-File, bereit für die Veröffentlichung.

 

Vorteile

 

Einer der Vorteile, wenn du ein Stereo-Mastering nutzt, ist die einfache Bereitstellung des Projekts und die geringeren Kosten während der Mastering-Phase. Du brauchst pro Titel nur eine Datei, wenn der Mix für die Master-Session gebounced wird. Dieser umfasst alle Mixing-Spuren, die ganze Verarbeitung und alle Effekte. Damit sinkt das Fehlerpotenzial beim Bouncen enorm und ist im Nachgang leichter zu verfolgen. Das macht es nicht nur einfacher für den Mixing-Engineer, sondern auch für den Künstler und den Mastering-Engineer. Ein netter Nebeneffekt ist zudem der geringere Speicherverbrauch.

 

Nachteile

 

Wenn du in einer Stereo-Master Session einen Fehler hörst, welchen du auch beheben möchtest, dann kannst du nur die Stereodatei beeinflussen und bist somit in deinen Möglichkeiten eingeschränkt. Egal ob De-Esser, dynamischer EQ oder Multiband-Kompression: In einer Stereo-Master Session wirst du immer alle Instrumente, die im selben Frequenzbereich liegen, zusammen bearbeiten. Als Ergebnis müsstest du dich entscheiden, ob du alles in diesem Frequenzbereich bearbeitest, gar keine Bearbeitung vornehmen möchtest oder nach einer Revision fragst, falls das Problem schwerwiegend genug ist.

 

Stem-Mastering

 

Beim Stem-Mastering bearbeitest du nicht nur eine einzelne Stereo-Spur, sondern mehrere Instrumentengruppen, genannt Stems. Jeder Stem besteht aus mehreren Instrumenten ähnlicher Art, wie zum Beispiel Gitarren oder Schlagzeug. Wenn alle Stems zusammen gespielt werden, dann sollten sie die Gesamtheit des Mixes widerspiegeln. Das bedeutet, dass jeder Stem auch die gesamte Effektbearbeitung aufweist, die während des Mixing auf den Spuren angewendet werden. Jeder Stem muss die Effekte, die für diese Gruppe von Instrumenten spezifisch sind, beinhalten. Wenn sich beispielsweise die Gitarren und der Gesang einen Reverb-Aux-Send teilen, muss der Vocal-Send beim Erstellen des Gitarren-Stems stummgeschaltet werden und umgekehrt. Dies stellt sicher, dass die von Aux-Sends erzeugte Bearbeitung nicht unbeabsichtigt auf mehrere Stems dupliziert wird.

 

Beim Mastern wird dann jeder Stem separat bearbeitet und dann gemeinsam auf einem Stereoausgang summiert. Das Stem-Mastern ähnelt damit dem Mixing. Genau wie bei einer Mixing-Session werden EQs, Kompressoren und Harmonics implementiert. Manchmal passiert das auf den einzelnen Stems und manchmal auf dem Master-Ausgang. Die Bearbeitung ist normalerweise kontrollierter und die Änderungen subtiler als beim Mixen. Darüber hinaus werden Effekte, wie Reverb oder Delay, sehr selten oder gar nicht beim Stem-Mastering verwendet. Nach der Bearbeitung werden die Stems als Stereodatei ausgegeben und sind bereit für die Veröffentlichung.

 

Vorteile

 

Die Vorteile des Stem-Masterings liegen ganz klar in den deutlich detaillierteren Eingriffsmöglichkeiten bei der Bearbeitung. Wir sprechen hier von einem komplexeren Stereofeld und mehr Detailtiefe, einem ausgewogenen und besser verarbeiteten Endergebnis und einer größeren Flexibilität beim Erstellen mehrerer Versionen eines Songs. Obwohl ein Stereo-Master auch außergewöhnlich klingen kann, führt das Stem-Mastering in der Regel zu einem ausgewogeneren finalen Master.

 

Das liegt daran, dass dir beim Stem-Mastering mehr Kontrolle zur Verfügung steht. Du kannst hier z.B. gezielt mit einem De-Esser auf dem Vocal Stem arbeiten, ohne dass dir dadurch der Attack deiner Snare verloren geht. Deine Gitarren klingen stellenweise noch zu spitz? Kein Problem, da du mittels dynamischem EQ eingreifen kannst, ohne die Präsenz deiner Vocals einzuschränken. Darüber hinaus kannst du mit dem Stem Mastering viel mehr alternative Versionen des Songs erstellen, wie z.B. eine Vocal Up Version oder eine Instrumental Version.

 

Nachteile

 

Nachteile gibt es auch beim Stem Mastering. Diese liegen vorrangig in der Distribution und dem Aufwand. Im Gegensatz zum Stereo Mastering ist das Stem Mastering aufwändiger zu speichern, bereitzustellen und zu verfolgen. Es müssen Gigabyte an Informationen transportiert werden. Revisionen erfordern einen höheren Aufwand beim Bouncen. Das Fehlerpotential ist um ein Vielfaches höher als beim Stereo-Mastering. Die Kosten sind in der Regel höher und aus Sicht des Mastering Engineers auch deutlich aufwändiger beim Verwenden analoger Hardware aufgrund der höheren Zahl der Kanäle.

 

Fazit

 

Für viele steht sicherlich der Kostenfaktor im Vordergrund und dieser lässt sich auch nicht abtun. Die deutlich detaillierteren Bearbeitungsmöglichkeiten und das filigrane Endergebnis sprechen jedoch immer für das Stem Master. Bist du mit deinem Mix vollauf zufrieden und brauchst das Master “nur noch” für die finale Lautstärke und das richtige Format, spricht absolut nichts gegen ein Stereo-Master. Für die meisten, die autodidaktisch Mixen und an einem gewissen Punkt nicht mehr weiterkommen, ist ein Stem-Master eine sehr gute Alternative, um das größtmögliche Potential ihrer Mischung auszuschöpfen. Was am Ende der richtige Weg für deinen Mix ist, bestimmst du selbst, ohne dass es da ein Richtig oder Falsch gibt.

 

- Johannes

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